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Arbatel |
Arbatel,
Von der Magie der Alten
Von
Heinrich Agrippa, Magische Werke 5, e. J. Scheible,
Stuttgart, 1855.
Diese
elektronische Ausgabe von JHP, 2008.
[95]
Arbatel
()
Von der Magie der Alten,
oder
das höchste
Studium der Weisheit.
In Allem wende dich an den Herrn, und
denke, sage und thue nichts, was Gott nicht will.
Ein Verleumder verräth,
was er heimlich weiß; aber wer eines getreuen Herzens ist, verbirgt dasselbe.
Spr. 11.
Arbatel von der Magia
oder der Geisterkunde der Alten, sowohl der Magier unter dem Volke Gottes, als
der heibnischen, zur Verherrlichung der Liebe Gottes;
jetz zum [96] ersten Mal au’s
Licht gestellt gegen dir Teufelszauberer und Verächter der Gaben Gottes, aber
zum Nutzen und zur Freude aller derer, die zu ihrem eigenen und des Nächsten
Wohl die göttlichen Gaben dankbar gebrauchen.
Dieß
Buch hat neun Theile, deren jeder 49 Aphorismen oder
Sprüche enthält.
Der
erste Theil ist eine Einleitung in die Magie, der in
den nächstsolgenden 49 Sätzen die allgemeinsten
Lehren dieser ganzen Kunst umfaßt.
Der
andere Theil handelt von der Magia
Microcosmi, was der Mensch, oder der Microcosmus durch seinen Geist, oder Genius,
der ihm in der Geburt zugeordnet, magischer Weise thun
oder vollbringen könne.
Der
dritte Theil lehrt die olympische Magie, was der
Mensch durch die Geister des Himmels oder Firmaments wirken könne, und wie er
von denselben afficirt werde.
Der
vierte Theil sprigt von der
heliodischen und homerischen Magie. Diese lehrt die
Wirkung durch die Geister, die Kalodämonen, das ist,
gute Geister, die dem menschlichen Geschlecht nicht feind sind, genannt werden.
Der
fünfte Theil handelt von der Römischen [97] oder Sibyllischen
Magie, die durch die Schutzgeister, unter die der Erdkreis vertheilt
ist, wirkt. Dieß ist eine vortreffliche Magie. Dahin
gehören auch die Druiden mit ihrer Lehre.
Der
sechste Theil ist die pythagoräische
Magie, welche nur mit Geistern zu thun hat, denen die
Lehre aller Künste gegeben und befohlen ist, als da sind: Physik, Medicin, Mathematik, Alchemie und dergleichen andere.
Der
siebente Theil enthält die Magie des Apollonius und
seines Gleichen, welche aus der römischen und mikrokosmischen vermischt ist,
und doch das Besondere hat, daß sie auch über die dem
menschlichen Geschlechte feindlichen Geister Macht besitzt.
Der
achte Theil handelt von der hermetischen oder
ägyptischen Magie. Diese spricht von allerlei heidnischen Göttern, die in den
Tempeln wohnen.
Der
neunte Theil umfaßt jene
Magie, die allein von dem Wort Gottes abhängt und prophetische Magie genannt
wird.
[98]
Der erste Theil des
Buches Arbatel,
oder
Einleitung in die Magie.
Im
Namen des Schöpfers aller Creaturen, der sichtbaren
und unsichtbaren, welcher denen, die ihn anrufen, die Geheimnisse seiner
himmlischen Schätze eröffnet und dieselben ohne Maß und Zahl väterlich und mildiglich und mittheilt. Er
sende uns durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum seine Diener, die Eröffner der Geheimnisse, daß wir
das Buch Arbatel von den höchsten Geheimnissen,
welche dem Menschen zu wissen gebührt, und deren er sich ohne Sünde bedienen
darf, niederschreiben mögen. Amen.
Das erste Siebentel der Aphorismen.
I. Welcher Geheimnisse und verborgene Dinge zu wissen begehrt, der wisse auch die Geheimnisse
geheim zu halten, die Dinge
aber, die man offenbaren soll, die offenbare er, und die da sollen versiegelt
und verschlossen bleiben, die versiegle und verschlietze
er, und gebe das Heilige nicht vor die Hunde, [99] oder werfe die Perlen nicht vor die
Säue. Dieses Gebot merke und behalte wohl, so werden dir die Augen des Geistes
eröffnet werden, und du wirst sehen, daß dir von oben
geoffenbart wird Alles, was deine Seele begehrt, du
wirst auch die Engel Gottes und der Natur dir günstig machen: mehr denn ein
menschlich Herz je begehren kann und mag.
II. In allen Dingen rufe den Namen des Herrn an, und ohne Anrufung
Gottes durch den eingebornen Sohn nimm nichts vor, weder zu denken, noch zu thun; bediene dich aber der Geister, welche dir von Gott
vergönnt und gegeben sind, dir zu dienen als Legaten Gottes, ohne Frechheit und
Hochmuth, mit gebührender Ehrfurcht gegen den Herrn
der Geister, und verwende die übrige Zeit deines Lebens zur Ehre Gottes und zu
deinem und deines Nächsten Nutzen.
III. Lebe einsam und fliehe die Freundschaft der Menge und laß keine Zeit vergeblich vorüber; befleiße dich, Jedermann
Gutes zu thun, und gebrauche deine Gaben zur Ehre
Gottes; sei fleißig in deinem Beruf, und das Wort Gottes weiche nimmer von
deinem Munde.
IV. Gehorche denen, die dich zum Guten ermahnen, fliehe allen
unnützen Verzug, und gewöhne dich zu Standhaftigkeit und Ernst [100] in Worten und Werken; widerstehe den
Anfechtungen des Versuchers durch's Wort Gottes,
fliehe die Welt mit dem Ihrigen, suche aber nach dem Himmlischen, und verlaß dich nicht auf deine eigene Weisheit, sondern in all
deinem Thun auf Gott den Herrn, nach der Lehre der Schrift, die da sagt: Wenn
wir nicht wissen, was wir thun sollen, so erheben
wir, Gott! zu dir unsere Augen, und erwarten Hilfe von dir; denn wo die
menschliche Hilfe und verlaßt, da erscheinet uns die
Hilfe Gottes, nach Philo’s Ausspruche.
V. Liebe Gott von ganzen Herzen, von ganzer Seele, und mit allen
deinen Kräften, und deinen Nächsten von wie dich selbst, so wird dich der Herr
bewahren als seinen Augapfel, und dich von allem Uebel
erretten, er wird dich erfüllen mit allem Guten, deine Seele wird nichts begehren,
dessen du nicht theilhaftig werdest, siehe nur, daß dein Begehren dir zum Heil des Leibes und der Seele
diene.
VI. Was du gelernt hast, das repetire oft,
und präge es deinem Geiste wohl ein; lerne viel, aber nicht Vielerlei, denn das
menschliche Gemüth kann nicht alle Dinge verstehen, es sei denn, daß Jemand dazu von oben begnadet werde; einem solchen ist
nichts zu hoch nichts zu mannigfaltig, dem er nicht gewachsen wäre.
[101]
VII. Rufe mich an an dem Tage der Trübsal,
so will ich dich erhören, und du wirst mich preisen, spricht der Herr. Eine
jede Unwissenheit aber ist eine Trübsal des Gemüths; deßhalb rufe in deiner Unwissenheit den Herrn an, und er
wird dich erhören, sei aber eingedenk, daß du Gott
allein die Ehre gebest, und sprechest mit dem Psalmisten: Nicht uns, Herr,
nicht uns, sondern deinem Namen gib die Ehre.
Das zweite Siebentel der Aphorismen.
VIII. Wie die Schrift bezeugt, gibt Gott einer jeden Person und allen
Dingen ihren Namen, und theilt zugleich mit demselben
Jedem seine Kraft und Amt aus seinen Schätzen aus, z. B. die Charaktere und constellirte Wörter haben ihre Kraft und Wirkung nicht aus
der Figur oder Aussprache, sondern aus der Kraft oder dem Amt, welches Gott zu
einem solchen Namen oder Charakter verordnet; denn es ist keine Kraft, weder im
Himmel noch auf Erden, noch in der Hölle, die nicht von Gott kommt, darum, wenn
Gott nicht will, vermögen solche Charaktere und Namen von sich selbst keine
Wirkung hervorzubringen.
IX. Die höchste Weißheit ist die, welche [102] in Gott ist, hierauf folgt die in den
geistigen Creaturen, sodann die in den körperlichen,
und viertens die in der Natur uns den natürlichen
Dingen. Dann folgen in weiter Entfernung die abtrünnigen und für den Tag des
Gerichts ausbehaltenen Geister; die sechste Stelle
nehmen die Höllischen Geister ein, welche Diener der Strafe sind; siebentens
endlich sind nicht die unbedeutendsten die Pygmäen
oder Zwerge, und die Geister, welche in den Elementen wohnen. Es ist gut, allen
Unterschied der Weisheit des Schöpfers und der Creaturen
zu kennen, auf daß wir gewiß
sein mögen, was wir zu unserem Gebrauch und Nutzen von Jedem nehmen können und
sollen, und wie dasselbe geschehen möge, denn alle Creaturen
sind zum Nutzen und Dienste des Menschen erschaffen, wie die h. Schrift, die
Vernunft und die Erfahrung bezeugen.
X. Gott der allmächtige Vater, der Schöpfer des Himmels und der
Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge,
gibt sich in der heiligen Schrift zu erkennen, und wie ein Vater, der seine
Kinder hertzlich liebet, lehrt er uns, was uns
nützlich und was uns schädlich ist, was wir auch nützlich und was wir schädlich
ist, was wir fliehen und was wir annehmen sollen, auch zieht er uns durch
Verheißung zeitlicher und ewiger Wohlthaten zum
Gehorsam gegen seine Gebote, und durch Verkündigung seiner Strafen [103] schreckt er uns ab von dem, was uns
schädlich ist. Deßhalb sei dein höchster Fleiß, dich
Tag und Nacht in Betrachtung der heiligen Schrift zu üben, auf daß du hier und dort und in alle Ewigkeit selig sein mögest.
Thue, was dich die Schrift lehrt, so wirst du leben.
XI. Die Zahl Vier ist eine pythagoräische
und die erste Quadratzahl; deßhalb legen wir hier das
Fundament zu aller Weißheit, nach der geoffenbahrten
Weisheit Gottes in der heiligen Schrift, und zur Betrachtung des Zweckes der
Natur. Dem, der allein an Gott hängt, mus die Weisheit aller Creaturen
dienen und gehorchen, mögen sie nun wollen oder nicht. Darin offenbart sich die
Allmacht Gottes. Deßwegen ist Alles daran gelegen, daß es unser Wille sei, daß uns
die Creaturen dienen, und daß
wir die willfährtigen Creaturen
von den unwillfährigen zu unterscheiden wissen, daß
wir auch lernen, wie wir uns einer jeden Creatur
Wissen und Amt zueignen sollen. Diese Kunst aber wird allein von Gott gegeben.
Wem Gott will, dem offenbart er seine Geheimnisse, wem er aber seine Schätze
nicht mittheilen will, der wird ihm solche wider
seinen Willen nicht abnehmen. Deßhalb gebührt uns,
die Kunst der Magie allein von Gott zu erbitten, welcher [104] uns derselbe gnädiglich
wird. Denn der uns seinen Sohn geschenkt, und uns um seinen heiligen Geist hat
heißen bitten, wird uns um so mehr die gantze Creatur der sichtbaren und
unsichtbaren Dinge unterthänig machen. Alles, was ihr bittet, werdet ihr
erhalten; allein sehet zu, daß ihr die Gaben Gottes
nicht mißbrauchet, so wird Alles zu eurer Seligkeit
dienen. Vor allen Dingen aber wachet darüber, daß
eure Namen im Himmel geschrieben seien, denn das ist viel geringer, daß euch die Geister gehorsam sind, wie Christus vermahnet.
XII. In der Apostelgeschichte sagt der Geist zu Petrus nach dem
Gesicht, als er von dem Hauptmann Cornelius berufen wurde: Gehe hinab und
zweifle nicht, denn ich habe sie gesandt. Solchermaßen wurden Anfangs alle
Künste durch die heiligen Engel mündlich gelehrt, wie aus der Egyptier Monumenten zu ersehen. Diese Künste sind
mittlerweile durch menschliche Meinungen und durch Betrieb böser Geister
(welche ihr Unkraut gesäet in die Kinder des
Unglaubens) verfälscht und verunreinigt worden, wie aus dem heiligen Paulus und
Hermes Trismegistus erhellt. Es ist nun fernerhin
kein besserer Weg noch Weise, die Künste wieder in ihren alten Stand der
Vollkommenheit zu bringen, [105] als durch die heiligen Engel und Geister Gottes, denn der wahre
Glaube kommt aus dem Gehör.
Daß
du aber der Wahrheit gewiß seiest und nicht
zweifelst, ob der Geist, der mit dir redet, wahrhaftige oder falsche Dinge spricht, dieß
liegt an deinem Glauben und Vertrauen auf Gott, daß
du mit Paulus sagen mögest:
Ich
weiß und bin gewiß, wem ich vertraue, denn da kein
Sperling ohne den Willen Gottes auf die Erde fällt, wie viel weniger wird dich
Gott von einem Falschen betrügen lassen, wenn du allein an Gott hangest und bei
ihm bleibest.
XIII. Der Herr lebet, und Alles, was lebt, das lebt in ihm, und er ist
wahrhaftig der Jehovah, der allen Dingen gibt, daß sie seien, was sie sind. Er hat durch das Wort aus
nichts erschaffen Alles, was da ist, daß es also sei,
er nennet alle Sterne und alles himmlische Heer mit
ihren eigenen Namen. Dem Gott die Namen seiner Creaturen
offenbart, derselbe weiß und versteht die rechte Kraft, Tugend, Eigenschaft,
Ordnung und Regiment aller Creaturen, der sichtbaren
sowohl als der unsichtbaren. Weiter ist ihm vonnöthen,
daß er von Gott die Macht und Gewalt empfange, die Kräfte,
die in der ganzen Creatur verborgen liegen, in ihre
Wirkung und aus der Finsterniß in’s
Licht zu [106] bringen, damit sie das wircken und
vollbringen, was sie zu thun oder zu wircken vermögen. Deßhalb muß es dein Bestreben sein, daß
du die Namen der Geister kennest, das ist, ihr Amt und ihre Gewalt, die ihnen
von Gott gegeben ist, und daß sie von ihm zu deinen
Dienst dir unterwürfig und gehorsam gemacht und dir zugethan
werden, wie Raphael dem Tobias zugesellt war, daß er
den Vater gesund machte, den Sohn vor Todesgefahr errettete und ihm sein Weib
zuführte. Michael regierte das Volk Gottes, Gabriel, ein Bote Gottes, ist zu
Daniel, Maria und Zacharias, des Vater Johannis des Täufers gesandt worden.
Also wird auch dir, wenn du bittest, der Geister einer gegeben werden, der dich
lehre, was dein Herz in der Natur zu wissen begehrt. Bediene dich seiner Hilfe
mit Furcht und Zittern vor deinem Schöpfer, Erlöser und Seligmacher, nemlich Gottes dem Vater, Sohn und heiligen Geiste. Laß keine Gelegenheit, etwas Nützliches zu lernen, vorüber,
sei fleißig und emsig in deinem Beruf, so wirst du an aller nothdürstigen
Sachen keinen Mangel haben.
XIV. Deine Seele lebt in Ewigkeit durch den, der dich erschaffen hat; deßwegen rufe an Gott deinen Herrn, und diene Ihm allein. Dieß aber wirst du thun, wenn du
bedenkst, [107] zu was Ende und warum du erschaffen, und was du Gott und deinem
Nächsten zu thun schuldig bist. Gott fordert von dir
dein ganzes Gemüth, daß du
den Sohn ehren sollst, und sein Wort in deinen Hertzen bewahren: so du nun
diesen anruffst, so hast du den Willen deines Vatters gethan, der im Himmel
ist; deinem Nächsten aber bist du die Wercke der
Liebe schuldig, und daß du Alle, die Zuflucht bei dir
suchen oder Gemeinschaft mit dir haben, dahin weisest, nemlich
den Sohn zu ehren: das ist das Gesetz und die Propheten. In zeitlichen Dingen
sollst du Gott als deinen Vater anrufen, daß er dir
gebe, was dir zur Erhaltung dieses Lebens vonnöthen,
und von den milden Gaben Gottes, sie seien gleich geistliche oder leibliche
Güter, sollst du deinem Nächsten auch mittheilen.
Also
sollst du zu Gott beten:
O Herr des
Himmels und der Erde, du Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Creaturen, ich unwürdiger Mensch rufe dich an, auf deinen
Befehl, durch Jesum Christum deinen eingebornen Sohn, daß du mir wollest geben deinen heiligen Geist, der mich in
deiner Wahreit zu allem Guten führe und leite. Amen.
Dieweil ich denn
auch ein herzlich Verlangen [108] habe, die Künste dieses Lebens, die uns nothwendig sind, vollkommen kennen zu lernen, dieselben
aber mit so dicker Finsterniß umgeben und mit
unzähligen menschlichen Meinungen verfälscht und befleckt sind, daß ich wohl merke und verstehe, wie unmöglich es mir ist,
wenn ich dich nicht zum Lehrmeister habe, einige Kenntniß
durch meine eigene Kräfte zu erlangen so wollest du mir einen von deinen
Geistern senden, der mich das Alles unterweise und lehre, was du willst, daß wir Menschen erkennen und wissen sollen, und das zu
deinem Lob und deiner Ehre, und zum Nutzen unseres Nächsten gereicht. Gib mir
auch ein gelehrig und verständig Herz, auf daß ich
das, was du mich unterweisest und lehrest, bald und leicht begreifen, und in
mein Hertz einschließen möge, um diese deine Lehre wieder daraus als aus deinen
unerforschlichen Schätzen zu nehmen und dieselbe, wo es die Nothdurst
erfordert, zu deinem Lob mir zu Nutz zu machen. Verleihe mir auch Gnade, daß ich deine großen Gaben demüthig
mit Furcht und Zittern gebrauche durch unsern Herrn Jesum Christum sammt dem heiligen Geiste. Amen.
[109]
Das dritte Siebentel der Aphorismen.
XV. Olympische Geister heißen die, welche das Firmament und die
Sterne des Firmamentes bewohnen und die Geschicke zu bestillen und auszutheilen haben, soweit es Gott gefällt und er es zuläßt; denn es wird Keinem, der unter dem Schutz des
Höchsten wohnet, weder ein böser Geist oder ein böses Fatum schaden
können. Ein jeder aber von den olympischen Geistern lehrt und vollbringt das,
was sein Gestirn, dem er zugeordnet ist, anzeigt und bedeutet, wiewohl er ohne Erlaubniß Gottes nichts in Werk setzen kann. Denn Gott ist
es allein, der ihm das Können und Vollbringen gibt, Gott dem Schöpfer aller Dinge, gehorchen die überhimmlischen und
die himmlischen Dinge, ebenso
was in den Elementen und in der Hölle ist und wohnt; deßwegen,
strebe dahin, daß du Alles, was du vornimmst und thust, mit Gott vornimmst, so wird all dein Thun ein
glückliches Ende und Ausgang gewinnen, wie die Geschichte der ganzen Welt und
die tägliche Erfahrung es bezeugt. Mit den Gottesfürchtigen ist der Friede, die
Gottlosen aber haben Unfried, sagt der Herr.
XVI. Sieben Aemter und verschiedene
Herrschaften sind im Firmament, durch welche [110] Gott die ganze Welt will regiert haben.
Ihre sichtbaren Gestirne sind Aratron, Bethor, Phaleg, Och, Hagith, Ophiel, Phul, in olympischer Sprache also genannt, deren jeder eine große Heerschaar des
Firmaments unter sich hat.
Aratron hat unter sich 49 Provintzen,
Bethor herrscht über 42 Provintzen,
Phaleg hat unter sich 35 Provintzen,
Och 28,
Hagith 21,
Ophiel 14,
Phul 7,
so daß alle Provinzen des Firmaments der Zahl nach
196 betragen, in welchen die sieben Regenten ihre Herrschaft führen, wie dieß Alles in der Astronomia
Gratiae erklärt ist Hier aber wollen wir zeigen,
wie diese Fürsten und Gewalten zum Gespräch gebracht werden.
Aratron erscheint am Samstag in der ersten Stunde und gibt wahrhaftige
Antwort von seinen Provintzen, und was denselben
unterworfen. So erscheinen auch die andern der Ordnung nach an ihren Tagen und
in ihren Stunden; auch regiert jeder derselben die Welt 490 Jahre. Sechzig
Jahre vor Christi Geburt begann die Herrschaft des Fürsten Bethor
und dauerte bis 430 nach Christo. Ihm folgte der Fürst Phaleg
bis [111] zum
Jahr 920; sodann Och bis 1410, und sodann Hagith bis
1900.
XVII. Die sieben Fürsten der Geister werden allein durch magische Kunst
gefordert und gerufen, sichtbarer oder unsichtbarer Weise zu erscheinen, und
zwar in den Tagen und Stunden, denen sie vorgesetzt sind, durch ihre Namen und Aemter, die ihnen Gott gegeben und befohlen, mit Vorlegung
und Vorzeigung ihrer Charaktere, so sie entweder selbst gegeben oder bestätigt
haben.
1.
Aratron.
Aratron hat in seiner Gewalt, was er natürlicher Weise, das ist, einmal
wie das andere in den dazu bereiteten und verordneten Materien wirkt, und zwar
solche Dinge, die in der Astronomia Gratiae
dem Planeten Saturn zugeschrieben werden. Die Dinge aber, die er aus freiem Willen thut
und wirkt, sind diese:
1.
Kann er alle Dinge, auch ein Thier oder Kraut in Stein verwandeln, so, daß es die Gestalt behält, die es zuvor gehabt. 2.
Verwandelt er die Schätze in Kohlen, und dagegen die Kohlen in Schätze. 3. Gibt
er dienstbare Geister mit bestimmter Gewalt. 4. Lehrt er Magie, Alchemie,
Physik. [112] 5. Macht er dem Menschen die Zwerge und Waldmännchen zu Freunden.
6. Macht er unsichtbar. 7. Das Unfruchtbare macht er fruchtbar und gibt ein
hohes Alter.
Sein
Charakter.
Er
hat unter seiner Herrschaft 49. Könige, 42 Fürsten, 35 Satrapen, 28 Herzoge, 21
Deiner, die vor ihm stehen, 14 Raths-Freunde, 7
Boten, und herrscht über 36000 Legionen Geister. Eine Legion zähl
490.
2.
Bethor.
Bethor regiert solche Dinge,
die dem Planeten Jupiter zugeschrieben werden. Wenn er gerufen wird, erscheint
er bald. Welchen er seines Charakters würdigt, den bringt er zu großen Ehren,
gibt ihm große Schätze, und verschafft ihm die Geister des Luft, die
wahrhaftige Antwort geben, und alle Dinge
zur Stelle schaffen, wie Edelsteine und Arzneien, die Wunder wirken. Er
verschafft auch die [113] dienstbaren Geister des Firmaments, und vermag des Leben (so es
Gott haben will) auf 700 Jahre zu veelängern und zu
erhalten.
Sein
Charakter.
Ihm
sind unterthan 42 Könige, 35 Fürsten, 28 Herzoge, 21 Räthe, 14 Diener, 7 Boten, 29000 Legionen Geister.
3.
Phaleg.
Phaleg regiert die martischen Sachen und ist ein Fürst des Kriegs. Wem
er seinen Charakter gibt, den erhöht er zu großer Würde im Kriegswesen.
Sein
Charakter.
[114]
4.
Och.
Och
verwalet solarische Sachen,
Er verlängert das Leben auf 600 Jahre bei guter Gesundheit, verleiht die
höchste Weisheit, gibt und macht zu Freunden die trefflichsten Geister, lehrt
die Arzneikunde vollkommen, verwandelt Alles in reines Gold und in Edelsteine,
gibt Geld und Goldes genug, und den er seines Charakters würdigt, der wird von
den Königen und Fürsten der Welt hoch geehrt und werth
gehalten.
Sein
Charakter.
Ihm
sind 36536 Legionen unterthan; er regiert und ordnet
alle Dinge, und ihm dienen alle
seine Geister nach der Ordnung ihrer Centurien.
5.
Hagith.
Hagith beherrscht die der Venus zugehörigen Dinge. Wen er seines Charakters [115] würdigt, dem gibt er schöne Gestalt und
ziert ihn auf’s Beste. Das Kupfer verwandelt er augenblichlich in Gold und Gold in Kupfer, und verschafft
solche Geister, die demjenigen, welchem sie zugeordnet sind, treu dienen.
Sein
Charakter.
Er
hat unter sich 4000 Legionen Geister, und über jedes Tausend setzt er zu
gewissen Zeiten Könige und Fürsten.
6.
Ophiel.
Ophiel ist der Beherrscher der merkurialischen
Sachen, und dieß sein Charakter:
[116]
Seiner
Geister Zahl beträgt 100,000 Legionen; er verleiht sehr leicht dienstbare
Geister und lehrt alle Künste; den er mit seinem Charakter begabt, der vermag
in einem Augenblick das Quecksilber in den Stein der Weisen zu verwandeln.
7.
Phul.
Phul,
der Beherrscher der dem Monde zukommenden Dinge,
hat folgenden Character.
Er
verwandelt augenblicklich alle Metalle in Silber, heilt die Wassersucht,
verleiht Wassergeister, die dem Menschen in leiblicher Gestalt dienen, und
verschafft ein Alter von 300 Jahren.
Was ferner bei dieser
Geheimnissen zu merken sei.
1.
Ein jeder Regent wirkt mit allen seinen Geistern erstlich
natürlich, das ist auf [117] einerlei Weise, zweitens aus seinem eigenen freien Willen, wenn
er von Gott nicht verhindert und abgehalten wird.
2.
Er kann Alles, was er sonst natürlich in einer dazu disponirten
Materie in langer Zeit wirkt, auch augenblicklich in einer nicht disponirten Materie thun und
ausrichten, wie Och, der Fürst der solarischen Dinge, in langer Zeit das Gold in den
Bergen bereitet, in weit kürzerer Zeit aber durch die Kunst der Alchemie in
einem Augenblick auf magische Weise.
3.
Ein wahrer und göttlicher Magier kann aller Creaturen
Gottes, auch des Diensts der Geister (welche die ganze Welt regieren) nach
seinem Willen sich bedienen. Deßhalb gehorchen ihm
die erwähnten Regenten der Welt, und wenn sie gerufen werden, so kommen sie und
thun, was sie geheißen werden, doch nicht ohne den
Willen und Befehl Gottes, gleich wie Josua zu lieb die Sonne am Himmel still
gestanden. Den mittelmäßigen Magiern senden sie ihre Geister, die ihnen nur in
gewissen Dingen gehorsam sind; die falschen und gottlosen Magier aber hören sie
nicht, sondern übergeben sie den Teufeln, ihr Gespött mit ihnen zu treiben, und
stürzen sie in vielerlei Gefahr, und zwar auf Befehl Gottes, wie von den Juden
Jeremias im 8. Cap. bezeugt.
[118] 4. In allen Elementen sind sieben Regenten mit ihren Heerschaaren, welche gleiche Bewegung mit den Firmamenten haben, und es gehorchen allezeit die Untern den
Obern, wie in der Philosophia Gratiae gelehrt wird.
5.
Aus Mutterleibe wird der Mensch zur Magie geboren, der ein rechter Magier sein
soll. Andere aber, die sich selbst in solches Amt eindringen wollen, denen geht
es unglücklich. Hieher gehört der Spruch Johannis der
Täufers: Niemand mag ihm etwas nehmen, es sei ihm denn von oben herab gegeben.
6.
Ein jeder Charakter, der von einem Geiste herrührt, hat seine Wirkung und Kraft
in dem, wozu er gegeben ist, und zwar eine bestimmte Zeit lang. Man muß aber in der Stunde und am Tage des Planeten, dem er
angehört, sich seiner bedienen.
7.
Gott lebt und deine Seele lebt, so du deinen Bund halten wirst, den du mit dem
Geiste, dem Offenbarer der Heimlichkeiten in Gott, hast, daß
Alles geschehen werde, was dir der Geist verspricht und zusagt.
XVIII. Die Namen der olympischen Geister werden von den Einen so, von
Andern wieder anders angegeben: doch sind jene allein wirksam, die einem jeden
von dem offenbarenden Geist entweder sichtbar oder unsichtbar gegeben [119] sind und werden jedem so gegeben, wie er
pradestinirt ist, weßhalb
sie constellirte Namen heißen. Selten sind sie über
140 Jahre wirksam. Aus diesem Grund gehen die Schüler dieser Kunst am
sichersten, wenn sie ohne Namen bloß durch die Aemter
der Geister wirken, und wenn sie dann zur Magie geboren sind, so wird sich das Uebrige von selbst ergeben. Bittet um einen festen,
beständigen Glauben, so wird Gott Alles zu rechter Zeit ordnen und schicken.
XIX. Der Himmel und seine Einwohner in Gestalt der Geister bieten sich
von selbst dem Menschen an und erweisen ihm ihre Dienste; wie viel mehr werden
sie zugegen sein, wenn du ihrer begehrst! Daß sich
aber die Bösen und Verderber auch mit einmischen, das geschieht aus Neid und um
die Menschen mit ihren Sünden an sich zu locken. Wer daher mit den Geistern
Gemeinschaft zu haben begehrt, der hüte sich vor groben Sünden, und bitte
fleißig um den Schutz und die Hilfe des Höchsten, so wird er die Fallstricke
und Hinterlist, und alle Verhinderung des Teufels durchbrechen. Ja dem Teufel
selbst wird von Gott geboten und er gezwungen werden, einem solchen Magier
nützlich zu dienen.
XX. Alles ist möglich dem der da glaubt, alles aber unmoglich dem Unglaubigen und [120] Nichtwollenden. Nichts ist hier mehr
hinderlich, als die Wankelmüthigkeit und
Unbeständigkeit des Gemüths, unnützes Treiben,
Völlerei Unzucht und Ungehorsam gegen das Wort Gottes. Deßhalb
soll der Magier ein gottesfürchtiger, frommer Mann sein, standhaft in Worten
und Werken, eines starken und festen Vertrauens zu Gott, vorsichtig und keines
Dinges zu viel begehrend, außer der Weisheit in göttlichen Dingen.
XXI. Wenn du die olympischen Geistern rufen willst, so gib auf den
Aufgang der Sonne Acht an einem solchen Tag, von dessen Natur der Geist ist,
welchen du begehrst, und wenn du das folgende Gebet mit rechter Andacht gesprochen,
wird dein Begehren erfüllt werden.
Allmächtiger,
ewiger Gott, der du die ganze Creatur zu deinem Lob
und Ehr und zum Dienst des Menschen erschaffen hast, ich bitte dich, sende mir
einen Geist aus der Ordnung der Sonne (hier sage, von welcher Ordnung und
welchem Planeten du den Geist haben willst), der mich unterweise und lehre von
allem dem, was ich begehre zu fragen, oder daß er mir
bringe eine heilsame Arznei wider die Wassersucht, doch nicht mein, sondern
dein Wille geschehe, durch Jesum Christum, deinen eingebornen Sohn, unser
Herrn, Amen.
[121] Halte aber den Geist nicht über eine Stunde lang auf, er sei dir
denn besonders zugethan; dann sollst du ihn mit
folgenden Worten wieder beurlauben: Dieweil du friedlich und ruhig zu mir
gekommen bist und auf meine Frage mir geantwortet, so sage ich Gott Lob und
Dank, in dessen Namen du gekommen bist, und nun gehe wieder hin im Frieden zu
deiner Ordnung, und komm wieder willig, zu mir, wenn ich dich mit deinem Namen
oder durch deine Ordnung oder dein Amt, das dir von dem höchsten Schöpfer
befohlen und gegeben ist, rufen werde. Amen.
Das vierte Siebentel der Aphorismen.
XXII. Das nennen wir Geheimniß, was Niemand
durch menschliche Geschicklichkeit und Weisheit, ohne besondere Offenbarung zu
erforschen vermag, dessen Wissenschaft in der Creatur,
von Gott darin verborgen, liegt, und welches er den Geistern zu gebührlichem
Gebrauche einer Sache zu offenbaren erlaubt. Es betreffen die Geheimnisse
entweder göttliche, oder natürliche, oder menschliche Dinge. Erforsche aber nur wenige und die auserlesensten, womit du Vielen nützlich sein magst.
XXIII. Zuerst erwäge, von welcher Natur und Eigenschaft ein Geheimniß sei, ob es durch [122] die Geister in persönlicher Gestalt,
oder durch abgesonderte Kräfte, oder mit menschlichem Zuthun
und Werkzeuge, oder auf was sonst eine Weise ausgeführt werden könne, oder
nicht. Wenn dir das kund ist, so begehre von dem Geiste (der diese Kunst und
dieses Geheimniß weiß), daß
er dir dasselbe kurz anzeige und eröffne, und bitte Gott, dir seine Gnade mitzutheilen, daß du dieß Geheimniß zum begehrten Ende
bringen mögest, zum Lob und zur Ehre Gottes, und zu des Nächsten Nutzen.
XXIV. Der höchsten und größten Geheimnisse sind sieben.
1.
Alle Krankheiten kuriren und heilen können, innerhab sieben Tagen, entweder durch Charaktere oder
natürliche Mittel, oder durch die obern Geister, mit der Hilfe Gottes.
2.
Leben, so lange es einem gefällig, das Leben auf ein jedes Alter verlängern können, nemlich das natürliche
körperliche Leben. Dieses Geheimniß
haben die ersten Eltern gehabt.
3.
Die Creaturen, die in Gestalt persönlicher Geister in
den Elementen wohnen, zu seinem Dienste haben; deßgleichen
die Zwerge, Nymphen, Dryaden und Waldmännlein.
4.
Mit den Intelligenzen aller sichbaren und unsichbaren Dinge
reden können, und von einem jeden Ding hören, wozu es verordnet und was es
nützt.
[123] 5. Sich selbst regieren können, zu dem Ende und Ziel, das einem
von Gott vorgesetzt und verordnet ist.
6.
Gott, Christum und den heiligen Geist erkennen, das ist die Vollkommenheit des Mikrokosmus.
7.
Wieder geboren und verwandelt werden wie Enoch.
Diese
sieben Geheimnisse kann der Mensch ohne Beleidigung Gottes von den Geistern
Gottes erlernen, wenn er ein ehrbares und standhaftes Gemüth
hat.
Der
mittleren Geheimnisse sind auch sieben.
1.
Die Verwandlung der Metalle, oder die Alchemie, welche Kunst an sich selbst zuverläßig und wahr ist; sie wird aber sehr Wenigen
verliehen, und nicht ohne besondere Gnade und Barmherzigkeit Gottes, denn es
liegt nicht an Jemandes Wollen oder Trachten, sondern an Gottes Erbarmen.
2.
Die Heilung der Krankheiten durch metallische Arznei, Edelsteine, den Stein der
Weisen und Aehnliches.
3.
Astronomische und mathematische Wunder zu verrichten, wie mit etlichen
Wasser-Künsten; ferner, nach des Himmels Influenz alle
Sachen und Geschäfte zu ordnen und was dergleichen mehr ist.
[124] 4. Allerlei Wirkungen aus der natürlichen
Magie zu vollbringen.
5.
Zukünftige Dinge natürlicher
Weise vorherzusagen.
6.
Alle Künste, wozu Handarbeit gehört, gründlich zu erlernen.
7.
Alle Künste, die durch die englische oder geistige Natur des Menschen ausgeübt
werden, gründlich kennen zu lernen.
Die
sieben geringeren Geheimnisse sind diese:
1.
Reich zu werden und viel Geld und Gut zu bekommen.
2.
Von einem geringen Stande zu hohen Ehren zu gelangen, und sich und die Seinigen
hoch empor zu bringen und große Thaten zu verrichten.
3.
In Kriegssachen sich auszuzeichnen, große Dinge
glücklich auszuführen und in Allem der Erste zu sein.
4.
Auf dem Lande und in der Stadt ein guter Haushalter zu sein.
5.
Ein kluger und geschickter Handelsmann zu sein.
6.
Ein guter Philosoph, Mathematiker und Arzt zu sein, der seiner Aristoteles,
Plato, Euklid, Hippokrates, Galen zc. wohl versteht.
7.
Ein guter Theologe zu sein, der die Bible gehörig
gelesen, ein Scholastiker, der [125] alle alte und neue Scribenten in der
Theologie kennen gelernt hat.
XXV. Es ist nun gesagt worden, was ein Geheimniß heißt, und wie viele Arten es davon gibt. Jetzt
bleibt noch zu erklären übrig, wie wir das, was wir zu wissen begehren,
erfahren können.
Der
einzige und rechte Weg zu allen Geheimnissen ist, daß
du sie bei Gott, der alles Guten Urheber ist, suchest, wie Christus sagt:
Suchet zum Ersten Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, so wird euch das Uebrige alles zufallen. – Ferner: Hütet euch, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und
Saufen, und mit Sorgen der Nahrung dieses Lebens. – Befiehl dem Herrn deine
Wege, er wird es wohl machen. – Ich bin der Herr dein Gott, der dich lehret,
was dir nutzlich ist, und der dich leitet auf dem
Wege, den du wandelst. – Und ich will dir Verstand geben, und will dich lehren,
auf dem Wege, den du gehen sollst, will ich mit meinem Auge dich regieren. -
Ihr, die ihr böse seid, wisset euern Kindern gute Gaben zu geben, wie viel mehr
wird mein Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn darum bitten.
Ferner: So ihr wollet den Willen meines Vaters im Himmel, so seid ihr
wahrhaftig meine Jünger, und wir [126] wollen zu euch kommen und Wohnung bei
euch machen.
Wenn
du diese sieben Sprüche der Schrift vom Buchstaben in den Geist oder in die
Praxis bringen wirst, kannst du nicht irren, sondern wirst dein Begehren
erlangen, und dein vorgesetztes Ziel und Ende nicht verfehlen, und Gott selbst
wird dich nützliche und wahre Dinge
durch seinen heiligen Geist lehren. Er wird dir auch seine heiligen Engel als
Diener zugeben, die deine Gehilfen, Lehren und Führer sein werden in allen
Geheimnissen dieser Welt, auch wird er allen Creaturen
gebieten, daß sie dir gehorchen, und du fröhlich mit
den Aposteln sagen kannst, dir seien die Geister gehorsam. Endlich, was das
Größte und Wichtigste ist, wirst du gewiß sein, daß dein Name im Himmel geschrieben ist.
XXVI. Es gibt noch einen anderen und gewöhnlicheren Weg, wodurch dir
die Geheimnisse, auch ohne dein Wissen, von Gott oder von den Geistern (in
deren Gewalt die Geheimnisse sind) geoffenbart werden
können, als durch die Träume und starke Imagination, oder aber aus der Constellation deiner Nativität, durch die himmlischen
Intelligenzen. Daher kommen die heroischen Männer, wie die meisten großen
Gelehrten in dieser Welt sind, [127] z. B. Plato, Aristoteles, Hippokrates, Galen, Euklid, Archimedes,
Hermes Trismegistus, der Vater aller Geheimnisse, und
Theophrastus Paracelsus, die sämmtliche
Kräfte der Geheimnisse in sich begreifen. Unter dieses
Geheimniß sind ferner noch zu zählen Homer, Hesiod, Orpheus, Pythagoras, wiewohl diese auch von den
vorhergehenden etwas gehabt haben. Hieher gehören
auch die, welche von den Nymphen geboren wurden, wie die Kinder der
Melusine, und die, welche vor Zeiten bei den Heiden von Göttern geboren sein
sollen, als Achilles, Herkules, Aeneas, ferner
Cyrus, Alexander Magnus, Julius Cäsar, Lucullus, Sulla,
Marius. Als Regel gilt, daß ein Jeder seinen
Genius oder Geburtsgeist kenne, und demselben gehorche nach dem Wort Gottes,
und sich vor der Hinterlist des bösen Genius hüte, damit es ihm nicht gehe, wie
Brutus und M. Antonius. Vergleiche auch die Schrift des Jovianus
Pontanus de Fortuna et suo
Euticho.
Der
dritte Weg ist die harte Arbeit, mit welcher zwar ohne göttliche Hilfe und
Beistand Niemand etwas Großes oder Ruhmwürdiges erlangen wird, wie es in dem
Verse heißt:
[128]
Will dir Minerva
nicht wohl, so ist all’ deine Mühe vergeblich.
Wir
verdammen aber und verwerfen alle Teufelszauberer, die durch unerlaubte, abergläubische
Handlungen sich zu Spießgesellen der bösen Geister machen, und Manches durch
Zulassung Gottes zu ihrem eigenen Unglück vom Teufel erlangen, wie denn viel
Böses geschieht, das der Teufel verursacht, dergleichen die Schrift vom Verräther Judas bezeugt. Hieher
gehört auch die Götzendienerei der Alten und unserer Zeit, sowie der Mißbrauch des Loosens, der einst stark im Schwange ging;
ferner die charontische Todtenbeschwörung,
wie die Citirung Sauls durch die Hexe von Endor, die von Lucan geschildorte
necromantische Befragung eines gefallenen Soldaten
über den Ausgang der Schlacht bei Pharsalus, und Aehniches.
XXVII. Mache einen Cirkel auf das Centrum A. Der Umkreis sei B. C. D. E. Gegen Often sei B. C., gegen Norden C.
D., gegen Westen D. E., und gegen Süden E. B. Theile
die einzelnen Quadranten in sieben Theile, so daß es im Ganzen 28 Theile sind.
Jeden von diesen theile wieder in 4. Theile, so daß der ganze Cirkel 112 Theile hat. So viel
sind wahrhafte Geheimnisse, die offenbart [129] werden können; dieser Zirkel, so getheilt, ist das Siegel der Geheimnisse der ganzen Welt,
die von einem einzigen Centrum A. herfließen,
das ist, von dem untheilbaren Gott, in die ganze Creatur. Der Fürst der orientalischen Geheimnisse hat
seinen Sitz in der Mitte, und auf beiden Seiten drei Amtsverwalter, deren jeder
vier Geheimnisse unter sich hat, während der Fürst sich selber vier
vorbehalten. Solchergestalt haben auch die andern Quadranten ihre Fürsten und
Verwalter mit ihren Geheimnissen. Aber dem Aufgang gehört die Lehre der
Weisheit zu, dem Niedergang die Stärke, dem Mittag die Cultur,
der Mitternacht das rauhe, harte Leben. Dem Orient
sind also die höchsten Geheimnisse befohlen, dem Niedergang die mittelmäßigen,
dem Mittag und der Mitternacht die geringeren. Der Gebrauch dieses Secret-Siegels ist, daß du
wissest, von welchem Ort der Welt die Geister oder Engel, welche die (von Gott
ihnen verliehenen) Geheimnisse lehren sollen, hergebracht werden müssen; ihren
Namen aber haben sie von ihren Aemtern und Kräften,
je nachdem Gott einem jeglichen seinen Befehl ausgetheilt
hat. Einer hat die Gewalt des Schwerts, der andere der Pestilenz, der dritte
den Hunger-über die Völker zu schicken, nachdem es
von Gott verordnet ist. Etliche [130] sind Zerstörer der Städte, wie die Zwei,
die gesandt waren, um Sodom und Gomorrha zu
vernichten, wovon die h. Schrift schreibt. Etliche sind Hüter und Wächter über
die Königreiche der Welt, etliche Beschützer der Privatpersonen. Deßhalb mag ein Jeder in seiner Sprache ihre Namen sich
leicht selbst bilden. Also wer will, mag einen Engel der Arzneikunde oder
Philosophie, oder einen mathematischen oder juristischen Engel und Geist
begehren, oder einen Engel der natürlichen
oder übernatürlichen Weisheit, oder was er für einen haben will; er begehre ihn
aber mit großem Ernst, mit höchster Begierde und Verlangen und Standhaftigkeit,
so wird er ohne Zweifel das, was er begehrt, von dem Schöpfer und Vater aller
Geister, nemlich von Gott empfangen. Dieser Glaube
übertrifft weit alle Siegel und macht die Geister dem menschlichen Willen unterthan. Auf diesen Glauben folgt eine andere Weise, die
Geister zu berufen, nemlich durch geoffenbarie
(?) Charactere; doch liegt diese Citationsart
ohne vorhergehenden Glauben sehr im Dunkeln. Wenn aber Jemand die Charaktere
nicht anders, denn als ein Denkzeichen und als ein von Gott verliehenes Mittel,
dem eine bestimmte geistige Kraft innewohnt, gebrauchen will, der kann sich
ihrer ohne Beleidigung [131] Gottes bedienen. Jedoch sehe er zu, daß
er nicht in Abgötterei falle und in des Teufels
Stricke, welcher als ein listiger Jäger seinem Wildpret
nachstellt, die Unvorsichtigen leicht betrügt und in sein Carn
bringt. Er selbst aber wird ohne den Finger Gottes nicht gefangen und zum
Dienste des Menschen gezwungen, also daß er auch dem
Gottesfürchtigen mit Unwillen dient, jedoch auch nicht ohne viel Anfechtung und
Trübsal, denn er hat ja den Befehl, den Fersen Christi oder des Weibes Samen
nachzustellen. Deßhalb muß
man mit Furcht und Zittern und mit der größten Ehrfurcht gegen Gott der Magie
der Geister sich nahen und mit großem Ernst, Standhaftigkeit und Gerechtigkeit
mit den Geistern verkehren. Kurz, wer mit diesen Dingen umgehen will, der soll
sich hüten vor allerlei Leichtfertigkeit, vor Geiz und Eitelkeit, vor Neid und Haß, und allem gottlosen Wesen, er würde sonst erbärmlich
und jämmerlich zu Grunde gehen.
XXVIII. Da alles Gute von Gott kommt, der allein gut ist, so müssen wir
das, was wir begehren und haben wollen, von ihm erlangen mit Gebet, aus
einfältigem Herzen, im Geist und in der Wahrheit, und ist dieß
der Schluß des Geheimnisses aller Geheimnisse, daß sich ein Jeder aufmuntere und erwecke, [132] zu bitten um das, wornach
er verlangt, und Gott wird sein Gebet nicht verschmähen. Keiner verachte und
halte sein Gebet gering, denn Gott, wenn wir ihn darum bitten, kann und will
uns geben, was wir bedürfen; allein wir sollen erkennen, von wem uns alles Gute
kommt und demüthig ihn darum bitten. Der milde und
gütige Vater hat die Kinder des Verlangens lieb (wie er Daniel liebte) und
erhört, ehe denn wir die Härtigkeit unseres Herzens
zum Gebete überwinden können. Er will aber nicht, daß
wir das Heilige den Hunden vorwerfen er will nicht, daß
die Kleinodien seiner reichen Schätze verachtet und verschmäht werden; deßhalb lies und wiederhole oft die ersten sieben
Aphorismen, und richte dein Leben und alle Gedanken nach jenen Regelt und
Lehren ein, so wird dir Alles nach deinem Wunsche gelingen in dem Herrn, auf
den du dein Vertrauen setzest.
Das fünfte Siebentel der Aphorismen.
XXIX. Damit unser Studium der Magie seinen ordentlichen Gang halte, kommen wir setzt, nachdem die allgemeinen Regeln und
Vorschriften vorausgeschickt sind, an die besondere Erklärung.
Die
Geister sind entweder Diener Gottes [133] und der christlichen Kirche und ihrer
Glieder, oder solche, die der Creatur in leiblichen
Sachen entweder zum Heil des Leibes und der Seele, oder zum Verderben dienen,
und es geschieht nichts, weder Gutes noch Böses, ohne eine gewisse und
bestimmte Ordnung und Regiment. Wer etwas zu einem guten Zweck begehrt, wird
solches erlangen; der Böses zu bösem Ende begehrt, wird desselben auch gewährt
werden, und zwar sehr schnell und zu seiner Strafe, weil er sich von dem
göttlichen Willen abgewandt. Deßhalb vergleiche ein Jeder
sein Vorhaben mit dem Wort Gottes, prüfe dasselbe wie an einem Probierstein,
und unterscheide so zwischen Gutem und Bösem. Er bedenke bei sich selbst, was
er fliehen und annehmen soll, und was er so bei sich beschließen wird,
demselben komme er fleißig nach, und verziehe nicht von einem Tag zum andern,
damit er zu seinem vorgesetzen Ziel und Ende kommen
möge.
XXX. Welche Reichthum, zeitlichen Glanz, Aemter, Ehren und Würden magischer Weise zu bekommen
suchen, werden dieselben auch erhalten, wenn sie fleißig darnach trachten, und
zwar ein Jeder nach seinem Geschick und Fleiß und seiner Kenntniß
in der Magie, wie die Geschichte der Melusina und
jenes Magiers bezeugt, der es dahin brachte, daß [134] kein geborner Italiener in Ewigkeit mehr
das Königreich Neapel besitzen wird, und daß auch
derjenige, der zu seiner Zeit regierte, von dem königlichen Stuhl verstoßen
ward. Eine so große Gewalt ist den Wächtern oder Schutzgeistern der Reiche
dieser Welt übergeben.
XXXI. Rufe den Engelfürsten eines Reiches, und mache dir denselben unterthan, so wird geschehen, was du befiehlst, so lange
der fürstliche Engel von einem nachfolgenden Magier seines Gehorsams nicht
entbunden wird. Deßhalb könnte das Königreich Neapel
den Italienern wieder zugestellt werden, wenn irgend ein
Magier denjenigen, der solche Ordnung eingeführt, rufen und ihn zwingen würde,
seinen Zauber wieder rückgängig zu machen. Er würde auch gezwungen werden, die
aus den magischen Schätzen genommenen Kleinodien wieder herauszugeben, nemlich das Buch, den Edelstein und das magische Horn,
durch deren Besitz sich leicht Jemand, wenn er wollte, zum Herrn der Welt
machen könnte. Aber jener Jude hat es vorgezogen, lieber bei den Göttern zu
leben bis zum Tage des Gerichts, denn in den vergänglichen Gütern dieser Welt,
und es ist sein Herz verblendet, daß es von dem Gott
des Himmels und der Erde nichts mehr versteht, noch daran gedenkt, sondern sich
der Lust der Unsterblichen erfreut zu [135] seinem ewigen Verderben. Und doch wäre
er leichter zu rufen, als der Genius des Plotinus
im Tempel der Isis.
XXXII. Auch die Römer haben, aus den Büchern der Sibyllen unterrichtet,
sich gleichergestalt zu Herrn der Welt gemacht, wie die Geschichte bezeugt.
Geringere Aemter und Würden verleihen die Satrapen
oder Statthalter der Fürsten. Wer daher nach einem geringen Amte strebt, der
fordere auf magische Weise einen solchen Statthalter, so wird ihm sein Wunsch
erfüllt.
XXXIII. Wer aber mit Verschmähung hoher Ehren und Würden allein nach Reichthum begierig ist, der rufe den Fürsten des Reichthums, oder einen seiner Statthalter, so wird er
solches erlangen und Reichthum bekommen, in welcher Handthierung er will, entweder mit Feldgütern oder
Kaufmannschaft, oder durch Geschenke und Gaben großer Herren, oder aber auch
durch Beschäftigung mit den Metallen und alchemistischen Künsten, je nachdem er
einen Geist fordert, und ihn sich unterthänig macht.
XXXIV. Jede Citation der Geister ist von
einerlei Art und es war vor Zeiten die Weise der Sibyllen und Priester
gebräuchlich, ist aber jetzt durch Unwissenheit und Gottlosigkeit ganz und gar
verloren gegangen. Was [136] davon noch vorhanden sein mag, ist mit unzähligen abergläubischen
Dingen verfälscht.
XXXV. Der menschliche Geist ist allein der Vollbringer wunderbarer
Werke, daß er sich mit einem jeden Geist, mit welchem
er will, verbinden mag, und wann dieß geschehen, so thut und wirkt er, was er will. Deßhalb
soll man in magischen Sachen vorsichtig handeln, damit einen die Sirenen und
andere Monstra nicht betrügen, welche gleicher Weise mit dem Menschen
Gemeinschaft zu machen begehren. Daher berge sich ein rechter Magier allezeit
unter den Flügeln des Höchsten, und lasse sich nicht von dem brüllenden Löwen
verschlingen, denn die, weche nach weltlichen Dingen
begierig sind, mögen schwerlich des Satans Stricken
entfliehen.
Das sechste Siebentel der Aphorismen.
XXXVI. Es ist zu vermeiden, daß man nicht ein
Experiment mit dem andern vermischt, sondern es soll ein jedes einfach und für
sich selbt sein, denn Gott und die Natur haben Alles
zu seinem bestimmten Zwecke geordnet. Die Aerzte z.
B., die mit einzelnen Kräutern und Wurzeln die Krankheiten curiren,
diese curieren am besten und glücklichsten. So liegen
auch in den constellirten Wörtern, [137] Charakteren, Steinen und dergleichen
große Influenzen oder Kräfte, welche, wenn sie zur Wirkung kommen, für Mirakel
gehalten werden. Dahin gehören auch gewisse Formeln, die, wenn man sie spricht,
die sichtbaren und unsichtbaren Creaturen sowohl in
unserer Welt, als im Wasser, in der Luft, im Firmament, in und unter der Erde
und in der Hölle sogleich zum Gehorsam bringen.
Man
muß sich daher vornemlich
der Einfachheit befleißen und von Gott die Kenntniß
solcher einfachen Dinge zu
erlangen suchen, denn auf andere Weise oder durch die Erfahrung kann man sie
nicht erhalten.
XXXVII. Ein jedes Ding hat seinen gebührenden Ort und Stätte, wohin es
verordnet. Ordnung, Weise und Maß sind es, die alle Künste und Lehren des
Sichtbaren und Unsichtbaren leicht machen. Die Ordnung ist so zu verstehen, daß etliche Creaturen dem Licht,
etliche der Finsterniß angehören. Letztere sind der
Eitelkeit unterworfen, denn sie haben sich in Folge ihres Ungehorsams und Uebermuthes in die Finsterniß
gestürzt und der ewigen Pein zu eigen gemacht. Ihr Reich ist nemlich zum Theil in den
vergänglichen Dingen, denn es könnte nicht bestehen ohne etliche große Gaben
Gottes, zum Theil aber und auf der andern [138] Seite ist es über alle Maßen greulich und abscheulich, denn es ist überall voll Schandthaten und Sünden, voll Abgötterei, Verachtung und
Lästerung des wahren Gottes und seiner Werke, voll Verehrung des Teufels, voll
Ungehorsam wider die Obrigkeit, voll Aufruhr, Mord, Tyrannei, Raub und
Diebstahl, Ehebruch, greulicher Unzucht, voll Lügen,
Betrug, Meineid und Herrschgier. Aus diesen Bestandtheilen
ist das Reich der Finsterniß gebildet.
Aber
die Creaturen des Lichts erfreuen sich der ewigen
Wahrheit und Gnade Gottes und sind die Herrn der
ganzen Welt, sie herrschen auch über die herren der Finsterniß, als die Glieder Christi. Zwischen diesen und
jenen ist ein ewiger Streit und Kampf, welchen Gott mit dem jüngsten Gericht
entscheiden wird.
XXXVIII. XXXVIII. Die Magie ist somit nach ihrer ersten Eintheilung zweifacher Art: die eine ist eine Magie Gottes,
die er den Creaturen des Lichtes schenkt; die andere,
auch eine Magie Gottes, ist ein Geschenk der Creaturen
der Finsterniß, und ist wieder zweierlei, eine zu
gutem Zwecke, wenn die Fürsten der Finsterniß durch
göttliche Gewalt gezwungen werden, den Creaturen
Gutes zu thun, die andere aber gereicht zu bösem
Ende, wenn [139] nemlich [nämlich] Gott, um die Bösen zu
strafen, es zuläßt, daß sie
zu ihrem Verderben durch Zauberei betrogen und verführt werden.
Die
zweite Eintheilung der Magie ist, daß
die eine ihre Wirkungen mit sichtbaren Instrumenten, durch sichtbare Dinge vollbringt, eine andere aber mit
unsichtbaren Instrumenten, durch unsichtbare Dinge,
und wieder eine andere mit Vermischung der Instrumente und ihrer Wirkungen.
Nach
der dritten Eintheilung bedient sich die eine Magie
bloß der Anrufung Gottes, und es ist dieß die
prophetische, wie auch die theophrastische; die
andere hat aus Unkenntniß des währen Gottes mit den
Fürsten der Geister zu thun, um ihren Zweck zu
erreichen, wie z. B. die mercurialische.
Die
vierte Eintheilung ist, daß
die eine Magie (von Gott ihren Ursprung nehmend) mit den guten Engeln ihr Werk
übt; eine solche war die Magia Baalim. Die andere aber treibt ihr Werk mit den
Satrapen der bösen Geister; solche Magier waren die, welche durch die geringeren
Götter der Heiden ihre Zauberei getrieben haben.
Nach
der fünften Eintheilung der Magie verkehren die Einen
mit den Geistern offenbar und von Angesicht zu Angesicht, welches Wenigen
gegeben ist, die Andern aber bedienen [140] sich der Träume oder anderer Zeichen,
wie z. B. die Alten von dem Geschrei und Flug der Vögel, oder von den Opfern
ihre Weissagung genommen haben.
Die
sechste Eintheilung ist, daß
Etliche durch unsterbliche Creaturen operiren, Etliche aber durch sterbliche, als durch die Nymphen,
Satyrn, Pygmäen und andere Bewohner der Elemente.
Die
siebente Eintheilung ist, daß
Etlichen die Geister freiwillig dienen, ohne Zuthun
der Kunst, Anderen aber, durch die Kunst berufen, dennoch kaum Dienste leisten.
Unter allen diesen Arten der Magie ist diejenige die trefflichste und beste,
die allein von Gott abhängt; die zweite ist die, der die Geister selbst
freiwillig und treulich dienen; die dritte den Christen eigen, die durch die
Macht Christi, die er im Himmel und auf Erden hat, besteht.
XXXIX. Die Erfordernisse bei Erlernung der magischen Kunst sind
siebenfach:
1.
Daß der, welcher ein Magier zu werden wünscht, Tag
und Nacht darauf denke, wie er zu wahrer Erkenntniß
Gottes komme, sowohl durch Betrachtung des Wortes Gottes, das von Anfang der
Welt geoffenbart ist, als auch durch die Ordnung der
Schöpfung und der Geschöpfe, und endlich durch die wunderbaren Wirkungen,
welche die sichtbaren [141] und unsichtbaren Creaturen Gottes an
den Tag legen.
2.
Daß der Mensch in sich selbst gehe und sich selbst zu
erkennen suche, nemlich [nämlich] was sterblich in
ihm und was unsterblich, und was jedem dieser Theile
eigen und zugehörig, und was ihm entgegen sei.
3.
Daß er mit dem Theil, der
unsterblich, dem ewigen Gott dienen, ihn lieben und fürchten, und im Geist und
in der Wahrheit anbeten lerne, mit dem sterblichen Theil
aber thue, was er weiß, daß
es Gott gefällig und seinem Nebenmenschen nützlich ist.
Dieß
sind die drei höchsten Gebote der Magie, womit sich ein Jeder auf die wahre
Magie oder göttliche Weisheit vorbereiten muß, wenn
er würdig sein will, daß ihm die englischen Creaturen dienen, nicht allein verborgen und unbewußt, sondern auch augenscheinlich und von Angesicht zu
Angesicht.
4.
Da ein jeder Mensch von Mutterleibe an zu einem gewissen Stande berufen wird,
so ist wohl darauf zu achten, daß ein Jeder erkenne
und wisse, ob er zu der Magie geboren sei und zu welcher Art der Magie; solches
aber wird einer leichtlich vernehmen und vermerken,
so er diese unsere Schriften, nachdem er sie gelesen, leicht fassen und
verstehen mag, und wenn er diese in die Erfahrung [142] zu bringen, sich untersteht, steht,
vermerkt un annimmt, daß es
ihm wohl von statten geht. Denn Niemanden, als nur den Demüthigen,
und nicht Groß- und Uebermüthigen solche hohe Gaben mitgetheilt werden.
5.
Soll der Mensch Achtung geben, ob er augenscheinlich den Beistand der Geister
bei wichtigen Unternehmungen empfinde, und wenn dieß
der Fall, so ist es gewiß und offenbar, daß er von Gott zu einem Magier verordnet ist, d. h. zu
einer solchen Person, die sich der Hilfe der Geister bedient, um namhafte Werke
und Sachen zu vollbringen. Hierin sündigt und vergreift man sich am
allermeisten, und zwar gemeiniglich entweder aus Unachtsamkeit und Unfleiß, oder
aus Unwissenheit oder Verachtung, oder auch aus zu viel Aberglauben; auch
sündigt man durch Undankbarkeit gegen Gott, wodurch viele vortreffliche Leute
ihr Verderben sich zugezogen haben. Ferner sündigt man aus Leichtsinn und
Widerspenstigkeit, und endlich indem man die Gaben Gottes nicht in gebührenden
Ehren hält, wie erforderlich ist, und die unnöthigen Dinge den nothwendigen
vorzieht.
6.
Ist für einen künftigen Magier Treue und Verschwiegenheit nöthig;
vornemlich soll er nichts Geheimes (das ihm vom Geiste
[143]
offenbar zu machen verboten wird) kund geben, wie dem Propheten Daniel
geboten worden, etliche Dinge zu
versiegeln, das ist zu verschweigen und nicht unter das gemeine Volk kommen zu
lassen. So war es auch dem Apostel Paulus nicht erlaubt, Alles, was er
in seiner Verzückung gesehen hatte, kund zu machen. Niemand glaubt, wie viel an
diesem einzigen Gebot gelegen ist.
7.
Kommt es einem künftigen Magier zu, daß er vollkommen
gerecht sei, das ist, daß er nichts Gottloses,
Unbilliges und Ungerechtes thue, auch solches nicht
in sein Herz und Gemüth kommen lasse, denn so wird er
von Gott vor allem Bösen bewahrt und beschützt werden.
XL. Wenn nun Jemand entweder mit einem äußeren oder inneren Sinne ein
unkörperliches Agens um sich bemerkt, so soll er sich nach den folgenden sieben
Regeln verhalten und richten.
1.
Die Vollkommenheit in der Magie zu erlangen, ist die rechte Regel, daß er wisse, es sei ihm von Gott ein solcher Geist
zugeordnet, und gedenke, daß er diesen zu einem Aufseher
über alle seine Werke und Gedanken habe; deßhalb
richte dein ganzes Leben nach den Geboten des Wortes Gottes ein.
2.
Bete er stets mit David: O Herr, deinen [144] heiligen Geist nimm nicht von mir,
schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen guten, willigen Geist.
Ferner: Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Uebel. Ach lieber himmlischer Vater, nicht gib über mich
Gewalt einem Geist der Lügen, wie du gegeben hast über Achab,
daß er umkam, sondern bewahre und erhalte mich in
deiner Wahrheit. Amen.
3.
Gewöhne er sich, die Geister zu probiren, wie die
Schrift ermahnt, denn es werden nicht Trauben gelesen von den Dornen. Alles
sollen wir probiren, was aber gut und löblich ist,
behalten; was dem göttlichen Willen widerstrebt, gebührt uns zu meiden und zu
fliehen.
4.
Daß wir fern seien von allem Aberglauben. Es ist aber
Aberglauben, den Dingen, in welchen nichts Göttliches ist, etwas Göttliches
beizulegen oder auch nach einem von uns selbst ohne Befehl Gottes gewählten Cultus Gott verehren zu wollen. Hieher
gehören alle zauberischen und teufelischen Ceremonien, durch die der Satan frecher Weise als Gott
geehrt und angebetet sein will.
5.
Soll die Abgötterei vermieden werden, welche aus eigenem Antrieb den Götzen und
andern Dingen, in die von Gott oder der Natur keine Kraft gelegt ist, göttliche
Macht [145] zuschreibt, dergleichen die Teufels-Zauberer Vieles erdichten.
6.
Ist das hinterlistige Affenspiel des Teufels zu fliehen, welcher Gott dem
Schöpfer und seiner Allmacht es nachthun und mit
einem Worte etwas schaffen und hervorbringen will, das nicht ist, daß es sei, welches allein der Allmacht Gottes zusteht, und
keiner Creatur möglich und zugelassen ist.
7.
Sollen wir fleißig den Geben Gottes und des heiligen
Geistes obliegen, daß wir dieselben wohl erkennen und
nach Kräften ausbilden.
XLI. Nun kommen wir zu den neun letzten Aphorismen dieses Theils, mit welchen wir die ganze Einleitung in die Magie
mit göttlicher Hilfe beschließen wollen.
Vor
allen Dingen ist zu bemerken, daß wir das Wort Magier
in dieser Schrift so verstanden wissen wollen, daß
der ein Magier sei und heiße, dem aus göttlicher Gnade geistige Wesen
augenscheinlich dienen, zur Erkenntniß der ganzen
Welt und der darin enthaltenen Naturen, sie seien sichtbar oder unsichtbar.
Diese Beschreibung eines Magiers begreift viel in sich und ist allgemein.
Ein
Kakomagus aber oder Teufels-Zauberer ist der, dem aus
göttlicher Zulassung die bösen Geister dienen, zum zeitlichen und ewigen
Verderben, um die Menschen zu blenden, [146] zu bethören
und von Gott abzuwenden. Ein solcher war Simon Magus,
dessen in der Apostelgeschichte und bei Clemens Erwahnung
geschieht, welchen St. Petrus auf die Erde herabgestürzt hat, da er sich
als ein Gott von den unreinen Geistern in die Luft erheben und tragen ließ. In
diese Classe gehören auch alle die, so in den
Gesetzen der zwölf Tafeln bemerkt und wegen ihrer Uebelthatet
und schändlichen Zaubereien berüchtigt sind. Die Unterabtheilungen
der Magie werden wir in den folgenden Theilen anführen;
hier mag es genügen, daß wir eine Wissenschaft des
Guten und Bösen unterscheiden, da der erste Mensch beiderlei Wissen zu seinem
Verderben begehrt hat, wie Moses und Hermes bezeugen.
XLII. Zum Andern ist zu wissen, daß ein
Magier eine solche Person ist, die zu diesem Amt und Werk von Mutterleibe
geboren sein soll. Keiner wird von so großen Sachen sich etwas anzueignen
vermögen, er sei denn von Gott dazu berufen, entweder aus Gnaden zum Guten oder
zum Bösen, damit die Schrift erfüllet werde: Es ist unmöglich, daß nicht Aergernisse kommen,
wehe aber dem, durch welchen sie kommen. Deßhalb, wie
wir oben mehrmals erinnert, sollte man mit Furcht und Zittern in der Welt
leben. [147] Ich will indeß nicht in Abrede ziehen, daß auch Jemand durch Fleiß und Uebung
Etliches aus beiden Gattungen der Magie erlangen mag, wenn es ihm zugelassen
wird. Aber zu den höchsten Graden der Magie wird keiner gelangen, der nicht
dazu geboren, und so er sich dessen dennoch unterstehen wollte, so soll er
wissen, daß er ohne Zweifel an Leib und Seele Schaden
leiden werde. Solcher Art sind die, welche in Folge ihrer Zauberwerke auf den
Berg Horeb oder in Wildnisse versetzt oder an Leib
und Gliedern beschädigt, auch bisweilen in Stücken zerrissen oder endlich der
Vernunft beraubt werden, wie solches Vielen geschieht, wenn sie, von Gott
verlassen, dem Teufel zu eigen gegeben werden.
Das siebente Siebentel der Aphorismen.
XLIII. Gott lebt und seine Werke leben in dem Stande und Wesen, in dem
sie zu sein Gewalt haben, denn dieß ist Gottes Wille
gewesen, daß sie sich ihres freien Willens entweder
zum Gehorsam gegen seine Gebote, oder zum Ungehorsam wider dieselben bedienen
können. Den Gehorsamen hat er seine Belohnung verheißen, den Ungehorsamen aber
die verdiente Strafe. Die Geister sind also [148] mit freiem Willen, aus Hoffart und
Verachtung des Sohnes Gottes von ihrem Schöpfer abgewichen, und sie werden nun
behalten auf den Tag des Zorns. Es ist ihnen aber eine große Gewalt in der
Schöpfung gelassen, jedoch keine unbeschränkte, denn sie werden allzeit von
Gott im Zaume gehalten, daß sie nicht weiter, als
ihnen zugelassen ist, schreiten. Daher wird ein Magier oder ein Weiser Gottes
an der Hand des Herrn zu allem ewigen Guten geleitet und auch zu den
mittelmäßigen oder höchsten leiblichen Gütern.
Die
Macht des Satans ist groß wegen der großen Sünden der Menschen. Deßhalb führen auch die satanischen Magier Großes aus, und
zwar Bedeutenderes als Mancher glauben möchte. Obgleich dieselben innerhalb
ihrer Gränzen stehen, so haben sie doch auf die
leiblichen und vergänglichen Dinge einen unbegreiflichen Einfluß,
wie dieß viele Geschichten des Alterthums
beweisen und täglich Beispiele vorkommen. Eine Magie ist also von der andern
verschieden: jene geht auf die ewigen Güter und gebraucht die zeitlichen mit
Dank; diese bekümmert sich um die ewigen wenig, sondern ergibt sich ganz den
zeitlichen, um, unter Verachtung Gottes und seines Zornes, alle ihre Begierden
und Lüste auf die zügelloseste Weise zu befriedigen.
[149]
XLIV. Der Uebergang von dem gemeinen Leben
der Menschen zu einem magischen Leben ist nichts Anderes, denn ein Uebergang von einem schlafenden Leben zu einem wachenden.
Was in dem gemeinen Leben dem Menschen unwissend und ohne Erkenntniß
widerfährt, das widerfährt den Magiern mit ihrem Wissen und Willen. Ein Magier
weiß es, wenn sein Geist von sich selbst denkt, rathschlagt,
sinnt, beschließt, und sich vornimmt, etwas zu thun.
Er merkt es auch, wenn seine Gedanken von einem ihm beistehenden geistigen
Wesen herfließen, und er erforscht, aus welcher
Ordnung dieses geistige Wesen sei. Aber ein Mensch, der in der Magie unerfahren
ist, wird wie ein Thier von den Leidenschaften und
Bewegungen des Gemüths hin und her getrieben, von
seinen eigenen Gedanken sowohl, als auch von denen, die von Geistern seinem Gemüth eingegeben werden, und weiß nicht, wie er durch das
Wort Gottes die Anschläge der Feinde zu nichte machen
und vor den Nachstellungen des Versuchers sich schützen soll.
XLV. Eine Hauptregel in der Magie ist, zu wissen, was man von einem
Geiste annehmen darf und was man zurückweisen muß. Dieß können wir von dem Psalmisten lernen, der also sagt:
Wie wird ein Jüngling seinen [150] Weg unsträflich wandeln? Wenn er dein Wort bewahrt, o Herr.
Gottes Wort bewahren, daß der Bösewicht dasselbe
nicht aus dem Herzen reiße, ist das höchste Gebot der Weisheit; die Eingebungen
der Geister, welche der Ehre Gottes und der Liebe gegen den Nächsten nicht
zuwider laufen, mag man wohl zulassen und annehmen, und nicht darnach fragen,
von welchem Geist solche herkommen; doch muß man sich
hüten, daß man sich nicht zu viel mit unnöthigen Dingen beschäftigt, nach der Ermahnung Christi,
als er zu Martha sagte: Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe; Eines aber
ist noth. Maria hat das gute Theil
erwählet, das soll nicht von ihr genommen werden. So sollen wir auch stets die
Lehre Christi vor Augen haben. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und
nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Uebrige
Alles zufallen. Dieses Uebrige ist Alles, was dem
sterblichen Theile des Menschen gebührt, als Nahrung,
Kleidung und die übrigen Bedürfnisse des Lebens.
XLVI. Nichts geziemt dem Menschen mehr als Standhaftigkeit in Worten
und Werken, und nach dem Sprüchwort: „Gleich und
Gleich gesellt sich gern,“ Niemand glücklicher als
solche Leute, die eines standhaften Gemüths [151] sind, denn die heiligen Engel sind mit
und um dieselben, bewachen und hüten sie. Dagegen hassen sie die Wankelmüthigen und Leichtfertigen, die sich von jedem Wind
herumtreiben lassen. Daraus können wir nun den 46. Aphorismus ableiten. Je
nachdem sich ein Jeder hält, wird er auch einen Geist zu sich ziehen von
gleicher Natur und Beschaffenheit, wie er selbst ist. Dabei ist sehr zu
beherzigen, daß sich keiner über seinen Beruf und
Stand erhebe und mehr zu sein begehre, als er ist und ihm von Gott vergönnt
ist, damit er nicht etwa selbst vom äußersten Ende der Welt einen bösen Geist
an sich ziehe, von dem er bethört und endlich in’s Verderben gestürzt würde. Dieß
Gebet merke, denn weil Midas wünschte, daß er Alles
möchte in Gold verkehren, so hat er mit dieser Begierde einen Geist zu sich
gezogen, der solches vermochte, und da er von demselben solchergestalt verführt
und betrogen worden, so hätte er Hungers sterben müssen, wenn seiner Thorheit die göttliche Barmherzigkeit nicht zu Hilfe
gekommen wäre. Gleiches ist zu unsern Zeiten einem Weibsbilde nahe bei
Frankfurt, an der Oder widerfahren, indem Alles, was sie anrührte, zu Geld
wurde, und sie dasselbe sogar essen mußte. Wollte
Gott, daß die Menschen dieses Gebot wohl beherzigten
und [152]
nicht die Geschichte des Midas und ähnliche für Gabeln hielten, so würden sie
fleißiger ihre Begierden und Affecten im Zaume halten
und nicht beständig von den Geistern der goldenen Berge Utopiens
gequält werden. Es ist deßhalb sorgfältig darauf zu
achten, daß man solche Gedanken mit dem Worte Gottes
aus dem Herzen austreibe, so lange sie noch neu und noch nicht in den müßigen
und der Erleuchtung durch das Wort Gottes ermangelnden Gemüthern
eingewurzelt sind.
XLVII. Wer in seinem Amte und Berufe treu und fleißig ist, der wird auch
dabei beständige Freunde an den Geistern haben, die ihm allen Vorschub leisten
und zum glücklichen Fortgang verhelfen werden. Will er dann auch in der Magie
einige Kenntnisse haben, so werden sie gerne zu rechter Zeit ihm erscheinen,
freundlich mit ihm sprechen, und in vielen Sachen ihm ihre Dienste erweisen. Den Frommen dienen in guten Sachen gute Geister zum Heile,
den Bösen und Gottlosen aber in bösen, ungöttlichen Sachen böse Geister zum
Verderben. Es fehlt nicht an Beispielen in den Geschichten aller Völker, auch
nicht an solchen, die noch täglich sich in der Welt zutragen. Im Guten haben
wir ein Vorbild an dem Kaiser Theodosius, vor dem Sieg, den er über Arbagast davon getragen; [153] im Bösen aber an dem Römer Brutus;
der vor seinem Tode von dem Genius des Julius Cäsar verfolgt und durch
denselben aufgefordert wurde, zur Strafe sich selbst umzubringen, weil er den
Vater des Vaterlandes und seinen eigenen Vater ermordet hatte.
XLVIII. Eine jede Magie ist eine Offenbarung derjenigen Geister, von
deren Art die Magie ist. So haben die neun Musen den Hesiod
zu einer neunfachen Magie berufen, wie er von sich selbst in seiner Theogonie klar bezeugt; den Homer der Genius des Ulysses
in seiner Psychagogie; den Hermes die höheren
Geister; Moses Gott selbst im Busch; die drei Weisen, die gen Jerusalem
kamen, um Jesum zu suchen, führte ein Engel Gottes. Darum dürfen wir uns mit nichten rühmen: es liegt nicht am Wollen und Laufen,
sondern entweder an der Barmherzigkeit Gottes, oder sonst an einer geistlichen
Schickung. Daher entspringt alle Magie, und kommt auch wieder dahin, sie sei
nun gut oder böse. So ist Tages, der erste Lehre der Magie der Römer, aus der
Erde hervorgesprungen; die ephesische Diana führte ihren Cultus aus einen vom Himmel herabgesandten
ein; so stammt auch Apollo und die ganze heidnische Religion von den [154] Geistern her, und es sind keine bloß
menschlichen Erfindungen, wie die Meinungen der Saducäer.
XLIX. Wir schließen diese Einleitung mit dem bereits oben von uns
Gesagten. Wie ein einiger Gott ist, von dem alles Gute herkommt, und wie Eine
Sünde ist, nemlich der Ungehorsam wider den Willen
Gottes und seine Gebote, von wo alles Böse kommt, so ist die Furcht des Herrn
der Anfang der Weisheit und des nützlichen Gebrauchs der Magie, denn Furcht des
Herrn folgt der Gehorsam gegen den willen Gottes nach, diesem aber folgt die
Gegenwart Gottes und des heiligen Geistes, und die Dienstbarkeit der heiligen
Engel, und alles Gute aus dem unerschöpflichen Schatze Gottes. Die schädliche
und verdammungswürdige Magie kommt daher, wenn wir die Furcht Gottes aus unsern
Herzen verlieren und die Sünde über uns herrschen lassen. Alsdann ist bald der
Gott dieser Welt und der Fürst der Finsterniß da, und
unterweiset und weihet einen solche Menschen in den Dienst seines Reiches ein,
wie er es für seine Zwecke passend findet, denn wie eine Spinne eine Fliege
überfällt, die in ihrem Gewebe hängen blieb, so fesselt der Teufel seine Beute
mit den Stricken böser Lüste und Begierden, bis er [155] solche ganz aussaugt und abdörrt, zu
einem Brennstoffe für das ewige Feuer. Er thut
solchen Leuten eine Zeit lang Gutes, bringt sie zu zeitlichen Ehren und erhebt
sie hoch, damit sie hernach desto schwerer fallen und gestürzt werden.
Lieber
Leser, erhebe deine Augen und dein Herz, nud sieh
dich um in geistlichen und weltlichen Geschichten; gib auch auf das Acht, was
täglich sich zuträgt, so wirst du gewahr werden, daß
alles voll Magier ist, und zwar in beiderlei Richtung, nach der Wissenschaft
des Guten und Bösen. Damit diese besser verstanden werden, wollen wir hier zum Schluß eine Eintheilung von ihr
geben, woraus Jeder ersehen kann, welcher Richtung er zu folgen und welche er
zu fliehen hat, und wie er sich bemühen soll, den wahren Endzweck des Lebens zu
erreichen.
[156]
Wissenschaft
Arbatel |
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Miesbach, 25. Juli 2012! www.paraneua.de www.bioeule.de |
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